Die Ereignisse überschlagen sich.Ich kann gar nicht pilgern, weil ich eigentlich schreiben müßte,was ich so erlebe.Wir, d.h.Andrea,Detlef und ich sitzen in einer Herberge und essen unser in einem kleinen Mercado gekauften Abendbrot und natürlich dazu den Vino Tinto,da kommt ein junger Mann mit seinen Freunden in den Garten. Sie unterhalten sich und ich stelle schnell fest,er ist ein Deutscher.Über die Tische hinweg kommen wir ins Gespräch und er erzählt stolz,dass er ab Trier gelaufen ist.Am1.April…….Hey ich auch.Wir stellen fest, dass er die gleichen Städte und Herbergen in Frankreich angelaufen ist. Dann fragt er nach meinem Namen:“ Ach, DU bist Lucia!“Nun staune ich aber doch.Er hat in Gästebüchern und in den Kirchen, wo ich in die Pilgerbücher geschrieben habe, immer 2 Tage später reingeschaut und gesehen, dass eine demütige und ewig dankbare Pilgerin Lucia aus Bremen hier den Camino läuft.Er wunderte sich , was das wohl für eine heilige Nonne ist(grins).
Wir hatten einen lustigen …..“und hast du auch und weißt du noch“…. Abend.
Im Moment treffe ich viele deutsche Pilger.
Andy und Alex aus Stuttgart haben mir geholfen mit ihrem schnellen Aufladegerät mein Handy funktionstüchtig zu machen.Auch bin ich mit ihnen eine lange Tagesetappe gegangen.
Andrea hat uns leider verlassen.Sie ist mit dem Zug nach Leon gefahren um sich auszuruhen und dann die letzten 100 Km zu Pilgern, die sie braucht ,um die Compostela zu bekommen.
Auch Detlef hat heute erklärt, dass er noch ein paar KM mehr gehen will um Freunde zu treffen.
Alle rennen immer so. Sie ruscheln schon um 6 Uhr in den Herbergen rum und lassen niemanden mehr schlafen.
Heute habe ich ein Hotelzimmer um endlich mal richtig schlafen zu können.
Gestern in Carrion De los Condes habe ich bei den Schwestern im Kloster Santa Anna geschlafen. Am Nachmittag hatten wir eine gemütliche Runde mit Musik und einer Vorstellungsrunde. Ich sang für Deutschland,hihi, „Mein Hut der hat 3 Ecken“und erzählte von mir, meiner Familie und meinem Weg.(alles in englisch)Um 20 Uhr war in der angrenzenden Kirche Gottesdienst und zum Schluß bekamen wir den Pilgersegen. Der Priester legte uns seine Hand auf die Stirn und machte dann ein Kreuzzeichen. Die Schwestern schenkten uns einen gebastelten Stern.Mit den Worten, dass dieser Stern uns den Weg erleuchtet in guten und in schweren Pilgerzeiten.
Es berührte nicht nur mich zu Tränen.
Nach dem Gottesdienst spendeten wir alle etwas zum Abendbrot dazu und die Schwestern bedienten uns mit den tollsten Gerichten, die sie daraus machten.Nachdem wir unser Abendlied gesungen hatten und der Wein bei einer gemütlichen Runde floß, kam die Oberschwester und schenkte mir einen Extrastern für meine Mutter. Nun war es nicht mehr zu halten. Ich heulte und die junge Schwester drückte mich tröstend an ihre Brust und legte ihre Hände noch einmal segnend über meinen Kopf.

Am Abendtisch saßen die beiden Stuttgarter Jungs und eine amerikanische Clique. Wir hatten tolle Gespräche über Sangria(der serviert wurde)Lambrusco, Tropfkerzen in Flaschen und Leonard Cohen u. Co.
Heute aber, nach 24 Km brütender Hitze schon ab 7:30 Uhr ohne Baum und Strauch durch die Meseta geht bei mir nicht mehr viel. Ich bin froh, dass ich ein Dreibettzimmer für mich alleine habe( habe alle 3 Betten bezahlt, um diesen Raum zu bekommen)Ich schreibe hier im Schatten im schönen Garten in Ledigos und warte auf mein Essen.Dann geht es schnell ins Bett. Morgen werde ich um 5 FÜNF Uhr losziehen, um wenigstens die ersten 15 Km in einigermaßen kühler Luft laufen zu können.

Die Tierra de Campos in Ihrer reinsten Form
Ach ……. Nur noch 382 Km(laut Wegweiser)
Eure erschöpfte Pilgerin Lucia